Es ist ein Kreuz mit der deutschen Sprache und wer hier meine Texte ließt wird bei Orthografie, Satzbau, Zeichensetzung usw. viel Spaß haben oder auch nicht. Nichtsdestotrotz geht es nun um das Wort Tee und hier scheiden sich die Geister.
Für die einen ist Tee jenes Getränkt, was man i.d.R. im Teebeutel kaufen kann und nicht selten ist ihre erste Erfahrung genau diese, der Pfefferminztee. Die anderen warnen mit erhobenem Zeigefinger, dass sich nur jenes Tee nennen darf, was aus der Teepflanze gewonnen wird. Und hier entbrennt gerade bei letzteren ein oft ideologischer Krieg.
In der Wikipedia finden wir zuerst folgendes erklärt:
Tee (chinesisch 茶, Pinyin chá, IPA (hochchinesisch) [tʂʰɑ˧˥], Jyutping caa4, Pe̍h-ōe-jī tê) bezeichnet ein heißes Aufgussgetränk und Genussmittel, das aus den Blättern und Blattknospen, manchmal auch den Stängeln (Kukicha), der Teepflanze zubereitet wird. Tee enthält je nach aufgebrühtem Pflanzenteil rund 25–75 mg Coffein pro Tasse (250 ml)[1].
Erst danach folgt die folgende Erklärung:
Im weiteren Sinne wird als „Tee“ auch ein heißes Aufgussgetränk bezeichnet, das aus Blättern, Knospen, Blüten, Stängeln, Rinden oder auch Wurzeln anderer Pflanzen, insbesondere Kräutern oder Früchten, zubereitet wird.
Weiter im Text findet sich dann auch dies:
Seit dem frühen 18. Jahrhundert wird das Wort Tee auch für den Aufguss aus getrockneten Bestandteilen anderer Pflanzen benutzt und bezeichnet nicht allein Schwarzen und Grünen Tee, sondern auch Kräuter- und Früchtetees. Eine ähnliche Situation herrscht in anderen germanischen Sprachen (zum Beispiel Englisch und Niederländisch). Auch im Türkischen ist çay ein Oberbegriff: siyah çay ‚schwarzer Tee‘, bitki çayı ‚Kräutertee‘ und meyve çayı ‚Früchtetee‘. In vielen anderen Sprachen ist diese Zusammenfassung unterschiedlicher Getränke unter einem Begriff dagegen unbekannt.
Das deutsche Wort Tee umfasst nun einmal großflächig alle Pflanzenaufgüsse, bis auf einem, dem Kaffee. Dieser Pflanzenaufguss nimmt tatsächlich eine Sonderrolle ein, obwohl er streng genommen auch unter dem Begriff Tee fallen müsste, aber mehr dazu an anderer Stelle.
Nun ist es für einen Teeenthusiasten mühselig immer wieder dagegen anzukämpfen, dass Kräuter- und Früchtetees keine „echten“ Tees sind und es macht i.d.R. auch keinen Sinn, denn jene welche diese konsumieren, denen ist es völlig egal. Und wer in einem deutschen Supermarkt vor einem Tee-Regal steht, wird selbst im Norden, wo der Schwarztee aufgrund der Ostfriesischen Teekultur eine ganz besondere Rolle einnimmt, von dem Angebot der Kräuter und Früchtetees erschlagen. Hier manifestiert sich in Deutschland, womit das Wort Tee verknüpft ist und was die Deutschen i.d.R. darunter verstehen.
Wer ein tatsächliches Interesse daran hat, diese Wortverknüpfung aufzulösen, dem muss es gelingen den Tee der Teepflanze im Mainstream der Deutschen zu etablieren und dies gelingt nicht nur durch Nachahmung der traditionellen, fernöstlichen Teezeremonien, sondern durch moderne, massentaugliche Trends. Sei dies nun Bubble-Tea oder irgendwelche fancy Trendgetränke, die auch gerne mal mit ihrer munter machenden Eigenschaft werben, viel Zucker und anderes Zeug enthalten. Aber genau dies ist es, was den Fundamentalisten unter den Teetrinkern nicht gefällt.
Tee soll traditionell hergestellt werden und zu keinem schnellem Konsumgut verkommen. Keine Teemaschinen sollen uns die Teezubereitung abnehmen oder es gar besser machen. Tee soll ein Privileg, spirituell und ursprünglich rein bleiben. Nichts soll dem Getränk beigemengt werden. Milch geht gerade noch, aber Zucker oder gar Kohlensäure um daraus ein modernes Erfrischungsgetränk zu machen, dass geht gar nicht.
Aber der Tee aus der Teepflanze ist nicht so bekannt und groß, weil in Deutschland ein paar Romantiker in alten, fernöstlichen Traumwelten verharren, sondern weil es gerade in Asien eine stetigen und modernen Wandel durchläuft, der dadurch auch in vielen Teilen der restlichen Welt Fuß fasst.
Tee ist nicht alleine ein spirituelles, gesundes Getränk und Lebensmittel, es ist Kommerz, als solches ein Teil des Kapitalismus und dies sogar sehr erfolgreich. Die Traditionalisten sollten sich im klaren sein, dass gerade die modernen Tee-Schöpfungen dafür sorgen, dass Tee auch in ihrer Nische weiterhin erhalten bleibt. So etwas nennt man Koexistenz und eine Win-Win-Situation, denn der Ruf des Tees fußt auf den Tee-Traditionen und diese profitieren wiederum von einer weltweiten Expansion der Teemärkte. Und vor allem sollte man darüber nachdenken, dass der ursprüngliche Weg zum Tee, vielen erst über den Massenkonsum in den Sinn kommt. Und so wird die Tee-Tradition durch den Mainstream gewahrt.